Samstag, 20. August 2016

Wiedereingliederung mit Hindernissen

Am Montag ist es tatsächlich so weit. Meine berufliche Wiedereingliederung steht an. Der Weg dahin war wieder abenteuerlich und nervenaufreibend.

Vor knapp drei Wochen ging ich also zu meinem Arzt, um die Unterlagen für die Wiedereingliederung abzuholen. Etwas verwundert schaute ich auf meinen Zettel, blätterte vor und zurück, ob ich denn etwas übersehen hätte. Langsam merkte ich, dass es wohl keine weitere Seite gab – meine Wiedereingliederung sollte also knackige zwei Wochen über drei Stunden täglich gehen und dann sollte ich direkt wieder ins Wasser geworfen werden. Verwirrt ging ich zur Arzthelferin. Sie sagte mir, der Arzt sagte, dass sei alles so abgesprochen. Auf meinen Protest hin wartete ich, dass ich nochmals mit meinem Arzt sprechen konnte. Dieser erklärte mir in genervter Verfassung, dass die Krankenkasse das eh nicht anders anerkennen würde und ich ja nun auch schon so lange krankgeschrieben wäre, dass es nun mal langsam voran gehen müsse – schließlich hätte ich auch keine körperlichen Einschränkungen mehr. Aha, das war mir neu, ihm wohl auch, wenn er in seine Unterlagen geblickt hätte. Außerdem klammerte er sich daran fest, dass ich ja eh meinen Vertrag auf 30 Wochenstunden umstellen lassen habe und da kann ich keine andere Zusammenstellung des Models erwarten. Für mich hattte das mit einer stufenweisen Wiedereingliederung, die anscheinen ja nur eine Stufe enthielt, nichts zu tun... Nach ewiger Diskussion musste ich das wohl so hinnehmen. Ich war wirklich einfach verärgert und wusste nicht, wie ich mich nun verhalten sollte. Noch beim vorigen Termin fragte er mich, ob ich mir denn wirklich sicher wäre, dass ich die Wiedereingliederung will – ich hatte ihn immerhin darauf angesprochen.

Ich tigerte mit dem Schreiben in der Hand durch die Gegend und plötzlich viel meinem Chemohirn auf, dass meine Vertragsumstellung erst später greift. Und bei einer Wiedereingliederung mit zwei Wochen würde das also heißen, dass ich nach drei Stunden täglich komplett wieder Vollzeit arbeiten müsste. Das geht gar nicht und ist nun auch nicht Sinn und Zweck dieser Geschichte. Genervt tanzte ich wieder beim Arzt an. Nachdem die Arzthelferin mir freundlich mitteilte: „Ja dann musst du das selber mit ihm besprechen, der rastet aus“, nahm ich nochmal Platz. Ich erklärte dem anschließend mein Anliegen und nach langer Diskussion sollte ich dann eine ordentliche Wiedereingliederung bekommen – natürlich aber nicht mehr heute, dass schafft ja keiner mal so nebenher das Formular auszufüllen...

Also ging ich am nächsten Tag nochmal hin und holte die Unterlagen ab. Sollte ich nun alles parallel an Krankenkasse und Arbeitgeber schicken? „Keine Ahnung, ich denke mal“ - anscheinend war ich in dieser onkologischen Praxis die erste, die so eine Wiedereingliederung bekommen hatte. So fühlte sich die Inkompetenz zumindest an. Also schickte ich alles ab. Im Endeffekt hätte erst der Arbeitgeber zustimmen müssen und dann die Kasse. Aber zum Glück war das weiter kein Problem. Das teilte mir meine Sachbearbeiterin von der Krankenkasse mit, die mich mit den Worten „ach jetzt doch?“, bezüglich meiner Wiedereingliederungspläne begrüßte. Das konnte sie sich anscheinend nicht verkneifen, nachdem sie ständig Kontrollanrufe macht und immer fragte, wie denn die Lage sei, bis ich sie irgendwann forsch abgespeist hatte, dass es nun mal nicht eben nur eine Erkältung war und sowas nun mal dauert. Sie wies mich auch darauf hin, dass ich für die Dauer meiner Wiedereingliederung dennoch weiterhin eine Krankschreibung benötigen würde. Schön, hatte mir der Arzt auch nicht weiter gesagt...

Nachdem ich mich also an diesen Fronten herumgeärgert hatte, klappte wenigstens alles von meinem Arbeitgeber aus und auch die Genehmigung der Krankenkasse trudelte bald ein.

Die Zeit verging nun plötzlich wahnsinnig schnell. So ein bisschen wie in den letzten Zügen im Urlaub, wenn man weiß, es geht bald wieder los. Alles in allem bin ich wahnsinnig gespannt, vieles hat sich natürlich in der Zeit auf Arbeit verändert, auch personell. Der Buschfunk hat anscheinend auch hervorragend funktioniert, sodass anscheinend jeder irgendwie Bescheid weiß. Ich bin auch gespannt, wie ich das packe. Zumindest körperlich, seelisch wird es mir denke ich eher gut tun. Es ist einfach ein sehr wichtiger Schritt in ein bisschen Normalität und in ein bisschen „wie früher“. Wenigstens in diesem Bereich. Ich werde euch auf jeden Fall berichten.


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