Mittwoch, 1. Juni 2016

Das soll es jetzt gewesen sein?

diese Frage ploppt des Öfteren in meinem Kopf hoch. Versteht mich nicht falsch, ich bin unendlich froh über den Abschluss und hoffe natürlich, dass es dabei bleibt, aber es fühlt sich komisch an. Diagnose, Therapie, Reha und fertig. Das was sich jetzt natürlich so einfach sagt und schreibt, dauerte gefühlte Ewigkeiten und ich habe so sehr das Gefühl so viel verpasst und so viel Zeit gestohlen bekommen zu haben. Und dennoch steht man nun gefühlt so da, als hätte der Bus einen vergessen abzuholen. Der sollte mich doch schließlich da abliefern, wo ich zuletzt einsteigen musste. Manchmal fühle ich mich dann wieder total normal. Dann aber merke ich, wie ich an meine körperlichen und seelischen Grenzen komme. Oder aber, ich fühle ich so auf einen anderen Lebenspfad abgesetzt, dass mir scheint, ich könne gar nicht mehr so unbeschwert das Leben genießen, ohne die kleine fiese Stimme im Hinterkopf zu haben, wie schnell all das vorbei sein oder sich verändern kann. Und obwohl ich sehr dankbar bin, dass ich wieder gesund bin und es „mich hätte schlimmer treffen können“, habe ich einfach das Gefühl, dass sich einfach alles für immer geändert hat. Ich wünsche mir wirklich sehr, dass es einfach nur wieder „normal“ wird. Ich fühle mich immer noch so raus gerissen von allem. Ob es sich wieder ändern wird? Bestimmt, aber momentan scheint mir das alles noch immer sehr weit entfernt.

Grundsätzlich habe ich nicht mehr so arge Ängste, dass mein Untermieter jemals wieder zurück kommen könnte. Stattdessen ist das Gefühlsleben noch immer nicht wieder ausgeglichen. Es ist alles eine einzige kleine, mal gewaltige Berg- und Talfahrt. Mit großer Sicherheit sind meine noch immer nicht zurück gekommenen Hormone daran schuld und sicherlich auch ein paar der Nachwirkungen der Medikationen. Zumindest schiebe ich es immer fleißig darauf. Doch mittlerweile merke ich, dass auch meine Seele gewisse Risse nur schwer allein heilen kann. Doch umso mehr Zeit verrinnt, umso mehr hofft und erwartet man, dass alles doch nun wieder normale Züge annimmt. Das Umfeld um mich herum sowieso. Es ist schwierig, wenn die Menschen nicht verstehen, dass eben nicht alles wie vorher ist.

Nachdem ich mich mit vielen Betroffenen ausgetauscht habe, habe ich nun auch morgen einen Termin bei einer Psychoonkologin. Leider verliefen therapeutische Einzelgespräche in meiner Reha nicht wie erhofft. Beziehungsweise eher das eine – mehr, so war die Psychologin der Meinung, bräuchte ich eigentlich nicht. Ich hatte eine Psychologin bekommen, die der Meinung war, es sei alles „gut“ bei mir und sie drückte mir nur irgendwelche ausgedruckten Sachen, für den Fall einer Angstattacke, in die Hand. Umso zuversichtlicher bin ich, dass das Gespräch morgen besser verlaufen wird. Ich werde euch auf jeden Fall davon berichten.