… diese
Frage ploppt des Öfteren in meinem Kopf hoch. Versteht mich nicht
falsch, ich bin unendlich froh über den Abschluss und hoffe
natürlich, dass es dabei bleibt, aber es fühlt sich komisch an.
Diagnose, Therapie, Reha und fertig. Das was sich jetzt natürlich so
einfach sagt und schreibt, dauerte gefühlte Ewigkeiten und ich habe
so sehr das Gefühl so viel verpasst und so viel Zeit gestohlen
bekommen zu haben. Und dennoch steht man nun gefühlt so da, als
hätte der Bus einen vergessen abzuholen. Der sollte mich doch
schließlich da abliefern, wo ich zuletzt einsteigen musste. Manchmal
fühle ich mich dann wieder total normal. Dann aber merke ich, wie
ich an meine körperlichen und seelischen Grenzen komme. Oder aber,
ich fühle ich so auf einen anderen Lebenspfad abgesetzt, dass mir
scheint, ich könne gar nicht mehr so unbeschwert das Leben genießen,
ohne die kleine fiese Stimme im Hinterkopf zu haben, wie schnell all
das vorbei sein oder sich verändern kann. Und obwohl ich sehr
dankbar bin, dass ich wieder gesund bin und es „mich hätte
schlimmer treffen können“, habe ich einfach das Gefühl, dass sich
einfach alles für immer geändert hat. Ich wünsche mir wirklich
sehr, dass es einfach nur wieder „normal“ wird. Ich fühle mich
immer noch so raus gerissen von allem. Ob es sich wieder ändern
wird? Bestimmt, aber momentan scheint mir das alles noch immer sehr
weit entfernt.
Grundsätzlich
habe ich nicht mehr so arge Ängste, dass mein Untermieter jemals
wieder zurück kommen könnte. Stattdessen ist das Gefühlsleben noch
immer nicht wieder ausgeglichen. Es ist alles eine einzige kleine,
mal gewaltige Berg- und Talfahrt. Mit großer Sicherheit sind meine
noch immer nicht zurück gekommenen Hormone daran schuld und
sicherlich auch ein paar der Nachwirkungen der Medikationen.
Zumindest schiebe ich es immer fleißig darauf. Doch mittlerweile
merke ich, dass auch meine Seele gewisse Risse nur schwer allein
heilen kann. Doch umso mehr Zeit verrinnt, umso mehr hofft und
erwartet man, dass alles doch nun wieder normale Züge annimmt. Das
Umfeld um mich herum sowieso. Es ist schwierig, wenn die Menschen
nicht verstehen, dass eben nicht alles wie vorher ist.
Nachdem
ich mich mit vielen Betroffenen ausgetauscht habe, habe ich nun auch
morgen einen Termin bei einer Psychoonkologin. Leider verliefen
therapeutische Einzelgespräche in meiner Reha nicht wie erhofft.
Beziehungsweise eher das eine – mehr, so war die Psychologin der
Meinung, bräuchte ich eigentlich nicht. Ich hatte eine Psychologin
bekommen, die der Meinung war, es sei alles „gut“ bei mir und sie
drückte mir nur irgendwelche ausgedruckten Sachen, für den Fall
einer Angstattacke, in die Hand. Umso zuversichtlicher bin ich, dass
das Gespräch morgen besser verlaufen wird. Ich werde euch auf jeden
Fall davon berichten.