Mittwoch, 25. Mai 2016

Wiedersehen macht Freude

In den letzten zwei Wochen hatte ich ein paar Dates. Balsam für die leicht angeknackste Seele und temporär anklopfende Paranoia.

Den Anfang machte wieder jemand aus meiner Reha-Truppe. Ich hatte kurz von ihr berichtet, weil bei uns alles so sehr erschreckend ähnlich ablief. Wir tauschten uns aus und stellten fest, dass wir, mal wieder, noch fast die selben Symptome beziehungsweise Nachwirkungen teilten. Aktuell juckt die Haut noch unsagbar doll, die Wechseljahresbeschwerden halten uns in Schach und auch die Ungewissheit, wie es nun weiter läuft oder laufen soll, klebte wie ein Post-it, mit fettem Fragezeichen, auf unserer Stirn.

Ein paar Tage später, traf ich mich mit der lieben Izzie. Ich weiß gar nicht genau, wann wir uns das letzte Mal gesehen hatten – das muss irgendwann in den letzten Zügen unserer Chemo gewesen sein. Spannend war auch, dass wir uns das erste Mal mit neuer Sommerwolle auf dem Kopf sahen. Im Kopf hätte man wundervoll ein Daumenkino abspielen können: wie wir uns im Krankenhaus die ersten Male sahen, wo äußerlich noch alles „normal“ war, dann wurden meine Haare kürzer, später sahen wir uns mit Mütze oder Perücke und schlussendlich mit frisch bestellten und ausgepackten Haarwurzeln. Wir berichteten uns von unserer Reha und unseren Erfahrungen und Eindrücken und ließen die unzähligen Anekdoten der Krankenhaus- und Therapiezeit noch ein Mal Revue passieren. Hauptsache ist, dass wir endlich drüber lachen können! Wir sollten wirklich ein Buch schreiben. Ich fiel aus allen Wolken, als ich auf die Uhr gesehen habe und die Stunden nur so vorbei geflogen waren. Das Treffen tat mir wirklich gut.

Schlusslicht spielte das heutige Treffen. Niemals hätte wir gedacht, dass wir uns mal auf diese Weise, beziehungsweise unter diesem Umständen, wieder sehen würden. Ich traf mich mit meiner Ausbilderin, die ich schon zehn Jahre nicht mehr gesehen habe. Zum Jahreswechsel erfuhr ich, durch einen Zufall, dass sie im vergangenen Jahr selber an Krebs erkrankt war. Daraufhin tauschten wir uns aus und beschlossen, dass wir uns unbedingt mal treffen sollten – die Zeit hatten wir ja beide aktuell noch. Wir quasselten ohne Punkt und Komma aufeinander ein. Es war schön, dass wir so offen miteinander reden konnten.

Wieder zeigte sich mir, wie wichtig und trotz allem doch auch schön der Austausch mit anderen Betroffenen ist. Man fühlt sich verstanden, was leider oft schwierig in unmittelbarem Umfeld geworden ist und für viele Menschen so einiges auch nicht nachvollziehbar ist. Da tut es gut zu wissen, dass auch, wenn man selten das Gefühl hat, doch alles irgendwo „normal“ so ist, wie es ist...

Donnerstag, 5. Mai 2016

Nachsorge, die 2. - einmal Blut abzapfen, bitte!

Meine Güte – der letzte Eintrag liegt nun wirklich sehr lange zurück! Vor einiger Zeit wollte ich über ein bestimmtes Thema bloggen. Genau an diesem Tag, hatte ich allerdings meinen Laptop nicht bei mir und später war diese Stimmung, in der ich mich befand, dahin. Da wollte ich mir nichts dazu aus den Fingern saugen.

Am Montag stand meine zweite Nachsorge an. Bei dieser sollte nur ein großes Blutbild gemacht werden. Wie bereits in einem anderen Eintrag erwähnt, meinte der Arzt in der Reha zu mir, dass man diese Art der Erkrankung eigentlich sehr selten im Blutbild sehen kann – auch wenn ich im letzten Jahr „Glück“ hatte und mein Blutbild deutlich schrie, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Von daher blickte ich dieser Nachsorge eher ernüchternd entgegen.

Pünktlich um 10:00 Uhr fand ich mich wieder im Krankenhaus ein. Anmelden, warten und ab in den Chemoraum zur Blutabnahme. Jedes Mal frage ich mich, wieso es ein Labor zur Blutabnahme gibt, wenn man sich doch jedes Mal wieder in den Chemoraum begeben muss. Jedes Mal mit einem verdammt blödem Gefühl im Bauch, wenn man die Menschen dort sieht oder einem die Gedanken und Bilder wieder in den Kopf kommen. Klar, im Wartebereich sieht man auch nicht gerade grüne Wiesen mit kleinen Schmusehäschen, aber dennoch ist es dort noch einmal anders. Also nun wieder angespannt auf den Chemostuhl hüpfen. Die Schwester kam mit weniger Röhrchen, als ich erwartet hatte. Sonst waren es unzählige – und heute sollte nun auch wieder Studienblut mit abgenommen werden. Aber ich möchte mich ja nicht beschweren. Da ja meine eine Vene wieder erschienen war, war ich zuversichtlich, die letzten Blutabnahmen klappten dort ja wieder ganz gut. Naja, für eigentlich erfahrene Schwestern anscheinend nicht. Nach Hin- und Herstochern klappte es letzten Endes. Anschließend verließ ich den Raum und brachte noch schnell mein Pipi ins Labor und wartete... und wartete... und wartete... Nach einer knappen Stunde rief mich mein Studienarzt auf. Er fragte nur kurz, wie es mir geht und sagte, dass die Werte soweit gut aussehen. Sollte er doch noch etwas finden, würde er sich bei mir melden. Aha. Im Anschluss fragte er mich, ob ich denn zufrieden mit dem Verlauf der Therapie sei. Er muss meinen verdatterten Gesichtsausdruck bemerkt haben und legte hinterher: „Ja, also ich meine, sonst ist ja wieder alles gut, oder?“ Wie eigentlich immer, fehlten mir die Worte. In meiner wieder innerlich ansteigenden Wut vergaß ich sogar genau nach den einzelnen Blutwerten zu fragen. Alles in allem hatte ich das Gefühl, dass ich mir den Tag getrost hätte sparen können...

In einem halben Jahr steht dann die nächste Nachsorge an. Da wird dann wieder ganz groß aufgefahren: Blutbild, Ultraschall, Röntgen, EKG, Echo und Lungenfunktion. Wenn das kein Tagesausflug wird, weiß ich auch nicht.