Samstag, 23. Juli 2016

Dunkler Jahrestag

Heute ist es so weit. Genau vor einem Jahr kam der Anruf, auf den ich täglich warten musste und der mir förmlich den Boden unter meinen Füßen weg zog. Vor einem Jahr bekam ich meine Diagnose. 
 
Obwohl ich nach wie vor versuche die positiven Seiten zu sehen und mich daran fest zu klammern, will es mir in diesen Tagen einfach nicht gelingen. Ich bin sehr traurig und wütend. Obwohl draußen die Sonne ihr bestes gibt und so sehr vom Himmel scheint, haben sich große dunkle Wolken in meinen Kopf geschoben. Mein Verstand rollt die Ereignisse chronologisch auf und ich kann aktuell nur schwer akzeptieren, dass sich so viel auch zum negativen verändert hat. Es tut mir weh zu sehen, wie sich die Menschen teilweise mir gegenüber verhalten haben, wie sich mein Äußerliches bis heute grundlegend verändert hat, was diese Krankheit auch mit meinem engen Umfeld und meiner Beziehung gemacht hat, mich immer wieder ausbremst, ich mich körperlich noch immer so sehr einschränkt, dass ich mich noch immer nicht wirklich gesund fühle. Und auch wenn ich auf der einen Seite sehr froh bin, dass sich meine Sichtweisen auf so viele Dinge doch positiv verändert haben, bringt dies doch schon wieder so viel Veränderung mit sich, dass ich damit nur schwer umgehen kann. Ich fühle mich nach wie vor gefangen zwischen zwei Welten. Ich kann nicht wieder zurück und vorwärts komme ich auch nicht.

Doch ich weiß, dass diese Tage nun einmal leider dazu gehören. Für immer. Auch, wenn sie vielleicht irgendwann seltener werden. Und ich weiß auch, dass ich diese mit mir selbst ausmachen muss und diese nun mal nicht zu verdrängen sind. Sie gehören nun zu mir und meinem Leben, was ich weiterleben darf. Und dafür bin ich natürlich wirklich mehr als dankbar!

Und nun gehe ich mir die letzten Sonnenstrahlen einfangen, damit sie die dunklen Wolken vertreiben...

Ich bin mir bewusst, dass dieser Post sehr nachdenklich und auch emotional ist. Aber diese Seite gehört eben auch dazu und ich habe ihn bewusst geschrieben, als ich mich genau so gefühlt habe.

"Nach einer dunklen Nacht folgt ein heller Morgen,
der nicht tröstet, aber sanft, ganz sanft die Seele erhellt."

Donnerstag, 7. Juli 2016

Fiese Stolpersteine

Vor einiger Zeit pegelte sich so langsam mein Blutbild wieder ein. Ich freute mich, sollte doch nun meine Abwehr langsam gestärkt sein und ich wollte dann doch mal so langsam die ersten Schritte wieder in Richtung Arbeit gehen. Pustekuchen... Trotz Sport, den ich langsam wieder angefangen hatte und ordentlichen Vitaminen und Nährstoffen, mit dem ich meinen Körper fleißig versorgte, folgte nun in den vergangenen Wochen ein Hieb dem anderen.

Zuerst schlug ich mich fast zwei Wochen mit einer fiesen Kehlkopfentzündung rum. Schöner Weise schwollen dabei meine Lymphknoten am Hals ordentlich an. Nun ist die Entzündung weg, aber die Lymphknoten nach wie vor dick. Es scheint einfach kein Ende zu nehmen. Und das ist momentan eine wahnsinnig unschöne Situation. Nach Abtasten und Ultraschall, soll wohl aber alles unauffällig sein – geblieben, dick und unangenehm ist es trotzdem. Und auch eine Art Dauerschnupfen und Halsweh ist immer präsent. Das erinnert mich doch sehr an die Zeit vor der Diagnose.

Dann machen meine Knie Probleme. Angefangen von fiesen Knieschmerzen nach meinen ersten Radtouren bis Hin zu dicken Knien. Nach der ersten oder zweiten Chemo fingen meine Knie an dick zu werden und ich habe bis heute das Gefühl, dass da immer noch was an Einlagerung drin ist. Findet aber auch keiner schlimm – außer ich. Nun ja, ich versuche dann mal den nächsten Steinen aus zu weichen und die anderen irgendwie aus dem Weg zu räumen...

Von außen betrachtet

Vor einigen Tagen stand bereits mein zweiter Termin bei der Psychoonkologin an. Diese wurde mir ja von einer Bekannten empfohlen. 
 
Bereits am ersten Termin war ich relativ positiv überrascht, hatte ich ja schon so einige Horror-Stories gehört oder eben selbst in der Reha die Erfahrung gemacht, dass ich hätte getrost auf solch ein Gespräch verzichten können. Meine Therapeutin schien in etwa in meinem Alter zu sein und war wirklich sehr nett und einfühlsam. Beim ersten Gespräch erzählte ich den Werdegang von vor bis nach der Therapie und ich das Problem habe, das ein oder andere Mal noch in einem Loch fest zu stecken. Sie sagte mir, dass das alles mehr als normal ist und noch seine Zeit braucht. Dann war die Sitzung allerdings auch schon vorbei und ich wusste nicht so wirklich, ob es mir was gebracht hätte. Sie fragte, ob wir noch einen Folgetermin vereinbaren wollen – dem ich zum Glück zustimmte.

Der zweite Termin war wirklich super. Wir gingen näher auf ein Problem ein, was mich aktuell sehr beschäftigt und ich hatte das Gefühl, dass sie mich wirklich versteht und die Sachen auch nachvollziehen kann. Sie bestärkte mich darin, den Dingen ihre Zeit zu geben, mich mehr auf mich und mein eigenes Leben zu konzentrieren und die Dinge, die mir gut tun. Und sie war völlig aus dem Häuschen, wie ich davon erzählte, dass mir nun bewusster ist was ich vom Leben erwarte, welche Träume und Ziele ich habe und das ich es nicht mehr allen recht machen will und werde. Ich höre mehr auf mich. Sie sagte, dass so viele Leute immer sagen, dass sie endlich ihre Träume umsetzen, weniger arbeiten und mehr leben wollen. Aber das war es eben dann auch. Sie meinte: „So wie Sie das sagen, glaube ich Ihnen das definitiv und das finde ich wahnsinnig schön.“ Sie war einige Sekunden völlig aus dem Häuschen. Also kann ich, auch wenn es sich oft so anfühlt, gar nicht so falsch auf meinem Weg sein. Egal, wo er mich noch hin führt...